Anmerkung: Im Artikel handelt es sich ausschließlich - und wie könnte es in einem privaten Blog anders sein - um meine höchstpersönliche Meinung.
Am 21. Februar ging der erste Themenabend einer Gruppe engagierter SozialdemokratInnen in einem Lasberger Gasthaus über die Bühne. Eine Gruppe, die vorhat, sich im Bereich der Freistädter Bezirks SPÖ tatkräftig einzubringen, sich als Ergänzung und Erweiterung der bestehenden Strukturen zu sehen und eine Anlaufstelle für alle jene sein zu wollen, die in der SPÖ oder ihren Ortsgruppen - noch nicht - gänzlich angekommen sind.
Seit der Wahl Andreas Bablers zum neuen Bundesparteivorsitzenden im Juni des Jahres 2023 gab‘s eine regelrechte und noch nie erlebte Welle an Neu- oder Wiedereintritten in die SPÖ. Bemerkenswert deshalb, weil diese Partei - als ich 1984 Mitglied wurde - vormals gut 700.000 Mitglieder im Bund und über 100.000 in Oberösterreich zählte. Ich kannb mich sogar daran erinnern, dass die Freistädter Bezirkspartei zu jenen Zeiten immer an der 3.000er Grenze herumschrammte, „meine“ Ortspartei in Pregarten gut 300 Mitglieder in der Kartei zählte und die Freistädter Stadtpartei mit ihren rund 600 Mitgliedern sogar in Sektionen aufgeteilt war.
Über 16.000 neue Mitglieder sind im Zuge einer Neu- oder Repolitisierung rund um den den neuen Vorsitzenden frisch oder wieder in die SPÖ eingestiegen. Für jede Organisation müsste das Grund genug zum Jubeln sein. Ein „Zuviel“ an FunktionärInnen oder Mitgliedern kann es ja kaum wo geben, oder?
Naja...gaaanz so dürfte es zumindest im behaglich, betulichen und auf Ruhe ausgelegten Mühlviertel, respektive im Bezirk Freistadt nicht sein. Anstatt sich über den potenziellen Neuzuwachs zu freuen, anstatt eine geplante - zusätzliche - Organisation, wie die Sektion 28, herzlich willkommen zu heißen, im Aufbau zu unterstützen und die Zusammenarbeit mit den gewachsenen Strukturen zu koordinieren, herrscht in Teilen dieser traditionsverhafteten Strukturen doch eine gewisse Resistenz frischen Blutes gegenüber.
„Wieso etwas Neues? Es gibt ja genug Bestehendes!“, ist noch die diplomatischere Form einer unausgesprochenen Ablehnung. „Da kommt mehr Arbeit auf mich zu“, die - unter der Hand gesagte und kolportierte - Befürchtung von hauptamtlichen Funktionären. Und „Wenn diese Sektion bessere Arbeit macht, als eine bestehende Gruppe, dann laufen dort ja die Leute davon“, zeigt, dass das Prinzip vom Besseren als Feind des Guten oder gar nur Mittelmäßigen zumindest im Ansatz ganz gut verstanden wurde. Wo kämen wir auch nur hin, würde man die Luft nach oben - die leider in vielen Bereichen der Parteiarbeit, der politischen Kommunikation aber auch in der puren Lust an einer Mitarbeit - plötzlich in Frage stellen, um nach Verbesserungen zu streben?
Nein, nein. So papierene Projekte wie ein Zukunftsforum (das so gut performt, dass man es außer auf besagtem Papier nirgendwo kennt oder bemerkt) sollten genutzt werden. Vorgegebenes, statt eigenständige Wünsche um sich einzubringen...das kommt der - mit Verlaub: verkrusteten - Funktionärshierarchie dann doch mehr entgegen. Der große Plan etwa „man sollte eine JG“ gründen, strotzt schon von der anfänglichen Überlegung her nur so vor Denkfehlern.
Denken wir diesen politisch-strategischen Meistercoup einmal etwas praktischer durch: Man (also wer genau?) sollte (also wie und wann?) „eine JG“ gründen (wieso eigentlich? weil es sich gut anhört? weil es die anderweitig auch gibt und man davon gehört hat). Und dann? Der Beschluss steht, allein die Mitglieder für diese aus dem Boden gestampfte Organisation fehlen noch. Hmm...mal weitergedacht...wieso sollte eigentlich jemand dieser JG beitreten? Weil er/sie immer schon den unbändigen Wunsch hatte, genau in diese Altersstruktur passt und jetzt für diese glorreichen Idee der Bezirksparteiväter zur Gründung plötzlich brennt?
Organisationen entstehen, wachsen und werden immer dann erfolgreich, wenn eine unbestimmte Zahl an potenziellen MitstreiterInnen das Gefühl empfindet, hier müsste man sich zusammenschließen, sich organisieren, etwas gemeinsam machen, um dieses und jenes Ziel zu erreichen.
Sie entstehen nicht oder werden zumeist kaum erfolgreich, wenn von oben vorgegeben wird: hier habt’s ein Sammelbecken, ein Gefäß, eine Organisation...da tretet‘s bei und macht‘s was draus, weil das würde uns gefallen!
Eine von Mitgliederschwund geplagte, von neuen pfiffigen Ideen weitgehend unbefleckte und in der Wählerwahrnehmung nicht gerade rasend bekannte Organisation leistet sich den Luxus zusätzliche, ergänzende und weit ausgestreckte Hände für Zusammenarbeit, Solidarität und Mithilfe auszuschlagen. Eine Auftaktveranstaltung wird mehr oder minder subtil boykottiert, jegliche Gelegenheit sich selbst zu informieren oder die Einladung auszusprechen, um informiert zu werden, wird vergeben. Maßgebliche vordere Bezirksfunktionäre fühlen sich vor den Kopf gestoßen und nicht gefragt, verweigern aber, mehr oder weniger offenherzig, jede Gelegenheit ins Gespräch zu kommen.
Eine Parteiorganisation, wie die erwähnte kann sich wahrlich glücklich schätzen ob ihrer dicken Personaldecke, ob ihres Pools an spritzigen Ideen und mitreißenden Aktivitäten für die heranstehenden Wahlbewegungen. Wer keine neuen Inputs braucht, wer auf zusätzliche MitstreiterInnen verzichten kann und wer die eigenen, alteingesessenen Reihen dichter machen will, dem ist - buchstäblich - nicht zu helfen.
Das ist auch insofern schade für eine schweigende Mehrheit an FunktionärInnen, die sich eine aktivere und prononciertere Politik auch auf regionaler und kommunaler Ebene wünschen würden und zusätzliche Inputs willkommen udn erfrischend finden.
Was für manch maßgebliche Funktionäre (Gendern kann man sich getrost in diesem Falle ersparen) gilt, hat natürlich auch für die "28er" seine Berechtigung: man kann sich auch selbst genug sein und muss sich weder anbiedern noch andienen müssen, um von diverser Gremien anerkannter Gnaden sozialdemokratisch werken und aktiv sein zu können ;)
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